Wetten, diese Pflanze ist dir nicht bekannt!
Den Temperaturen entsprechend tauchen wir unter Wasser und begegnen einer Pflanze ohne Wurzeln und Blätter. Geht das? Ja! Der Wasserschlauch macht’s vor!
Mit bis zu einem Meter langen Sprossen und den vielen Seitensprossen treibt er untergetaucht in meist nährstoffarmen, stehenden Gewässern. Er lebt von Wasserflöhen, kleinen Kaulquappen und andern Kleinlebewesen. Manchmal erwischt er auch Algen oder Pollen, die er ebenfalls verwerten kann.
Zwischen Juni und August streckt er seine hellgelben Blüten aus dem Wasser. Sie gleichen entfernt den Blüten des Löwenmäulchens mit einer Ober- und einer Unterlippe sowie einem Sporn. Früchte allerdings bildet er höchst selten aus. Die Blütenstiele sind mit Luftkammern versehen.
Im Herbst sinkt er auf den Grund des Gewässers und überwintert in Knospen, die im Frühling wieder austreiben.
Sein Verbreitungsgebiet reicht von weiten Teilen Europas über Afrika, Asien und Australien. In der Schweiz findet man ihn vor allem im Mittelland bis auf etwa 1000 m ü. M.
Der Name Wasserschlauch, oder wissenschaftlich Utricularia bezieht sich auf die Form seiner Saugfallen, die antiken Wasserschläuchen ähneln.
Wie kommt unser Wasserschlauch nun aber zu seinem Inhalt? Kein einziges Lockmittel, das fleischfressende Pflanzen sonst produzieren, wie farbige Blüten, wohlriechende Düfte, steht ihm zur Verfügung. Nur seine grünen Sprosse könnten eventuell Nahrung vortäuschen und damit Kleinsttierchen verführen. Da ist es von Vorteil beweglich zu bleiben und sich wurzellos treiben zu lassen, bis seine Saugfallen etwas erwischt haben. Um seine Beute zu fangen, hat er ein raffiniertes, unter fleischfressenden Pflanzen einzigartiges System entwickelt. An seinen Sprossen befinden sich viele Fangblasen – eben die Wasserschläuche. Ihre Funktionsweise ist rein mechanisch. Innerhalb der Fangblase baut die Pflanze einen Unterdruck auf, der die Blasenwände zusammenzieht. Verschlossen ist die Fangblase mit einer Klappe, an der sich einige feine Borsten befinden. Sobald diese Hebel-Borsten berührt werden, öffnet sich die Klappe blitzschnell, so dass Wasser in die Blase eingesogen wird und das Beutetier mitreisst. Innerhalb der Blase liegende Drüsen sondern nun Verdauungssäfte ab und verdauen das Opfer. Parallel dazu baut die Pflanze den Unterdruck in der Blase wieder auf, so dass sie für die nächste Beute wieder bereit ist.
Zu finden dürfte die Pflanze in dem einen oder anderen stehenden Gewässer der Witi oder im Burgäschisee sein.
Text: Ruth Macauley