Aussicht vom Bettlachstock

Exkursion ins UNESCO Weltnaturerbe Bettlachstock

21.06.2025

Heute geht es hoch hinaus: der Bettlachstock ist unser Ziel. Von Grenchen aus steigt der Bus die kurvenreiche Grenchenbergstrasse hinauf bis zum Bettlachrank, wo wir aussteigen. Auf ebener Waldstrasse führt uns Thomas Leimer in den Wald hinein und macht uns bereits mit einer ersten geschichtlichen Realität vertraut. Gleich nachdem man ins UNESCO Weltnaturerbe- Waldstück hineingelangt stehen kurz hintereinander zwei Fahrverbotstafeln. Dies nicht etwa, weil es nötig wäre, aber wir stehen an einer Gemeindegrenze. Und wie es eben vorkommt, wurde kaum miteinander gesprochen. Resultat: zwei Fahrverbotstafeln im Abstand von zehn Metern!

Gefleckte Fingerwurz

Bald taucht eine Lichtung auf, wo viele Orchideen wachsen (Gefleckte Fingerwurz – Orchis maculata). Beim näheren Hinschauen wird klar, warum es hier eine Lichtung gibt: Eine Hangrutschung hat eine Lücke in den Wald gerissen und auch den Weg in Mitleidenschaft gezogen. Der stärkere Lichteinfall hat sowohl den Orchideen als auch einigen Pionierbäumen, zum Beispiel der Zitter-Pappel (Populus tremula) geholfen. Ein Stück weiter folgt der Hinweis auf die Burgruine Grenchen, von der Thomas Leimer allerlei Spannendes zu erzählen weiss, wie er auch sonst von jedem Haus, von jedem gewesenen Gebäude die Geschichte kennt.
Der Weg überquert nun eine Wiese, wo gerade gearbeitet wir und folgt dann ein Stück der Bettlachbergstrasse. Hier spüren wir die Hitze und die Sonneneinstrahlung! So sind wir froh, wieder in den kühlen, schattigen Wald eintauchen zu können! Aber nun ist schweisstreibendes Aufsteigen auf steilen Pfaden angesagt. Beim Durchqueren eines grossen Bestandes an Adlerfarn begegnen uns Biker. Sie befinden sich hier auf gefährlichen Wegen! Endlich gelangen wir durch ein dichtes Gestrüpp von Süssdolde (Myrrhis odorata) auf die Wiese hoch oben auf dem Bettlachstock. Einige Steine und Betonbrocken zeugen noch vom ehemaligen Bauernhof. Wir steigen durch das hoch stehende Gras bis fast zum Gipfel hinauf, wo wir im Schatten einer mächtigen Buche gemütlich picknicken. Der Baum hat nahe am Boden weit ausladende Äste – 18 Meter lang seien sie! Von einer vergangenen Zeit, als der Baum um Licht kämpfen musste, zeugen diese überlangen Äste. Sie sind auch für eine starke Buche eine grosse Last. Der Baum hat deshalb den Ansatz der Äste am Stamm verstärkt.

Verstärkter Astansatz an Buchenstamm  


Während wir noch gemütlich futtern, erklärt Thomas Leimer uns, wie es zur Anerkennung als UNESCO-Weltnaturerbe kam. Dazu muss man weit, weit in die Geschichte zurück. Am Ende der letzten Eiszeit, waren von den ehemaligen Buchenbeständen nur noch Restgebiete in Süditalien und Griechenland übriggeblieben. Mit dem Abschmelzen der Gletscher begann die Buche die erfolgreiche Rückeroberung von weiten Teilen Europas. Die griechische und die italienische Herkunft lässt sich in den heutigen Buchenbeständen immer noch nachweisen. Ein Netz aus vielen Reservaten, verteilt über ganz Europa sorgt für die Erhaltung der Buchenwälder. Der Klimawandel mit seinen Dürreperioden und Hitzewellen schwächt die aktuell älteren Buchen. Die Wissenschaft gehe aber davon aus, dass die jungen Bäume mit den Veränderungen zurechtkommen werde. Evolution life!
Nach dem ebenfalls teilweise steilen Abstieg ist eine Erfrischung im Bergrestaurant Bettlachberg hoch willkommen, bevor das letzte Stück Wegs bis zur Bushaltestelle unter die Füsse genommen wird.

Text und Bild: Ruth Macauley