Kriechender Günsel und Gundelrebe – Zum Verwechseln ähnlich?

15.05.2025

Beide Pflanzen gehören in die grosse Familie der Lippenblütler. Typisch sind die fünfzähligen Blüten. Die oberen zwei sind miteinander verwachsen und bilden die Oberlippe, die unteren drei, ebenfalls verwachsen, bilden die Unterlippe, die als Landeplatz für Insekten dient. Der Stängel ist vierkantig. Die Blätter sind kreuzgegenständig. Das heisst, immer zwei Blätter stehen sich am Stängel gegenüber, das nächste Paar ist um 90° verschoben, so dass sie von oben betrachtet ein Kreuz bilden. Die kleinen schwarzen Früchte sind Zerfallfrüchte (Klausen), die bei Reife in vier Teilfrüchte mit je einem Samen zerfallen. So weit so gleich.
Lippenblütler enthalten ätherische Öle.

Kriechender Günsel                                   

 Kriechender Günsel blühend  
Lange Ausläufer, nur am Ende bewurzelt. Die Blätter sind eiförmig, wellig und runzelig. Mindestens unterseits rauhaarig. Der Blütenstand ähnelt einer Ähre.  Die Blütenblätter sind blau mit hellen Streifen, die Oberlippe ist so klein, dass man meint, sie fehlt. Blütezeit: 4-7. Vorkommen: Wiesen, Laubwälder, Waldränder, Hecken, Gärten  

Gundelrebe

Gundermann blühend

Lange Ausläufer mit Blütentrieben, die bald unabhängig werden von der Mutterpflanze. Die Blätter sind rundlich und gekerbt. Die Blütenstände entspringen den Achseln von Laubblättern. Die Blütenblätter sind blau-violett mit purpurnen Flecken auf der Unterseite. Blütezeit: 4-5.  Vorkommen: Wiesen, Gebüsche, Waldränder. Verträgt Mahd, aber Weide- und Trittbelastung weniger gut.

Ökologie
Der Kriechende Günsel wird von langrüssligen Bienen und Hummeln sowie Schwebfliegen und Schmetterlingen bestäubt, die Gundelrebe ist eine der wichtigsten Frühjahrsblüte für viele Wildbienenarten, für den Zitronenfalter (der als erwachsener Schmetterling überwintert), den Aurorafalter und den Rapsweissling.

Heilpflanze
Der Kriechende Günsel hat vielfältige Wirkungen: antibakteriell, antioxidativ, blutdrucksenkend, entzündungshemmend, leberstärkend, wundheilend. Trotzdem wird er kaum noch eingesetzt.

Essbare Wildpflanze
Die jungen Blätter, die Blütenstände oder die Blüten des Günsels können genutzt werden. Der Geschmack ist leicht bitter, chicoreeartig.
Die Gundelrebe ist für Menschen gut verträglich, für einige Tiere, vor allem Pferde, aber giftig. In der Küche kann sie wie Petersilie eingesetzt werden.
Früher wurde die Gundelrebe zur Käseherstelleung verwendet statt Kälberlab. Auch in der Bierherstellung wurde sie statt Hopfen eingesetzt zur Konservierung und als Geschmacksgeber.

Die Besonderheit der Gundelrebe
Die Blüten der Gundelrebe sind wie bei vielen Pflanzen zwittrig, das heisst sie haben männliche und weibliche Geschlechtsorgane. Es kann aber auch vorkommen, dass die Pflanze rein männliche Blüten mit reduzierten Staubblättern ausbildet, die aber steril sind. Die Ausbildung des Geschlechts hängt von den Umweltbedingungen ab. Wenn die Wachstumsbedingungen gut sind, können die Ausläuferpflanzen viele zwittrige Blüten hervorbringen. Selten kommt es vor, dass nur weibliche Blüten beobachtet werden.

© Text und Bilder Ruth Macauley