Zimbelkraut: Reklame mit Schattenseiten
Das Zimbelkraut gehört zur Familie der Wegerichgewächse und wächst an Mauern und Felsen. Ursprünglich stammt es aus dem Mittelmeerraum. Im 16. Jahrhundert wurde es bei uns als Zierpflanze eingeführt. Heute ist es fast weltweit verbreitet, bei uns fest etabliert, aber nicht invasiv.
Die hübschen violetten Blüten machen Werbung: zwei leuchtend gelbe Höcker locken bestäubende Insekten an, die violetten Streifen auf den unteren Blütenblättern weisen ihnen den Weg zum Nektar.
Wie aber kann die Pflanze dafür sorgen, dass ihre Früchte an einem geeigneten Standort deponiert werden, wo sie keimen können? Sie wächst ja an Mauern, wo die Samen einfach zu Boden fallen würden – oft auf Asphalt.
Dafür hat sie eine erstaunliche Technik entwickelt. Die Blüten ragen über das Blattwerk hinaus und wenden sich der Sonne, dem Licht zu. So werden sie von den Bestäubern gesehen und besucht. Ist die Bestäubung erfolgt, wendet sich die Pflanze mit ihren Fruchtkapseln nach innen, der grössten Dunkelheit zu. Das ist für eine Pflanze höchst ungewöhnlich! Aber so ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass die Frucht in der Ritze eines Mauerspalts abgelegt wird. Dort findet sich meistens ein bisschen Humus. Das genügt dem Sämling fürs erste. Mit zunehmender Grösse sammelt sich mehr Humus und Feinerde an, so dass die Pflanze selbst an diesem unwirtlichen Ort wachsen kann.
Wie schafft es eine Pflanze, die ihre Samen nur wenige Zentimeter von der Mutterpflanze entfernt ablegt, sich über die ganze Welt zu verbreiten? Ganz einfach: Menschen nahmen das herzige Pflänzlein auf ihren Reisen mit!
Wo zu sehen?
Auf den Mauern der Schanze in Solothurn und überall, wo es altes Mauerwerk mit Ritzen gibt.
Blütezeit
April bis Oktober
Text: Ruth Macauley
