Echtes Johanniskraut - die Heilpflanze
Herz-Jesu-Kraut, Herrgottsblut, Hartheu, Unserer Frauen Bettstroh, Mannskraft, Teufelsflucht, Sonnenwendkraut sind nur einige der volkstümlichen Bezeichnungen dieser Pflanze. Sie zeugen von ihrer grossen Bedeutung seit der Antike.
Botanisch gehört das Johanniskraut zur Familie der Johanniskräuter. Es wächst an Wald- und Strassenrändern, an Böschungen und auf Schuttplätzen. Es hat eine tief reichende Wurzel und kann so Trockenzeiten gut überstehen. Wenn man die Blätter gegen das Licht hält, sehen sie aus wie gelöchelt. Der Blattrand ist mit schwarzen Drüsen gepunktet. Die gelben Kronblätter sind auf einer Seite gezähnelt und am Rand ebenfalls schwarz punktiert.
Bestäubt wird das Johanniskraut vor allem von Hummeln, Bienen und Schwebfliegen, die Samen werden von Tieren verschleppt oder durch den Wind davongetragen. Für mehrere Schmetterlingsarten ist es die Futterpflanze der Raupen.
Geschichtliches
Das Johanniskraut wurde Ende 18. Jahrhundert in Amerika, dann auch in Australien, wohl wegen seiner Heilkräfte eingeführt. Es wurde dort ein invasiver Neophyt, bedeckte riesige Flächen, verdrängte die Futterpflanzen und tötete das Vieh (fototoxisch). Der natürliche Feind fehlte: Zwei Blattkäfer. Diese werden heute in Amerika und Australien erfolgreich eingesetzt.
Brauchtum und volkstümliche Namen
Im christlichen Brauchtum ist der Johannitag (24. Juni), der traditionelle Geburtstag Johannes des Täufers. Dieses Datum entspricht der Sommersonnenwende (um den 23. Juni). Das Fest der Sommersonnenwende wurde mit Feuern gefeiert. Es galt 9 Kräuter zu sammeln, darunter eben das Johanniskraut, die dann ins Johannifeuer geworfen wurden. Damit sollten böse Geister und sogar der Teufel höchstpersönlich vertrieben werden.
Nicht nur das Ritual mit dem Feuer sollte den Teufel vertreiben, allein die leuchtend gelben Blüten sollten ihn in die Flucht schlagen. Deswegen habe er aus Rache alle Blätter des Johanniskrautes durchgestochen. Diese Löcher kann man noch heute sehen, wenn man das Blatt gegen das Licht hält.
Im Norden sollte die Räucherung mit Johanniskraut die Kraft der langen Sonnentage des Sommers in die dunklen Winternächte tragen. Das Kraut wurde als Sonnensymbol und heilige Pflanze des Lichtgottes Baldur betrachtet.
Das Johanniskraut als Heilpflanze
Die «Löcher» im Blatt des Johanniskrauts sind kreisrunde Öldrüsen. Bereits in der Antike wurde das Öl als Heilmittel verwendet. Heute wird es äusserlich angewendet bei Hautreizungen, zur Pflege trockener Haut, zur Pflege von Sonnenbrand und Verbrennungen. Achtung: Nach Einnahme von Johanniskrautpräparaten muss die Haut vor der Sonne geschützt werden, sonst kann es zu «Verbrennungen» (Rötungen, Ödemen und offenen Stellen) führen.
Innerlich wird das Kraut verwendet bei leichteren Depressionen, Unruhe- und Angstzuständen. Die stimmungsaufhellende Wirkung wurde mehrfach nachgewiesen.
Die leichte Giftigkeit des Johanniskrauts wurde früher auch für Abtreibungen genutzt. Bei einer Anwendung während der Schwangerschaft ist also Vorsicht geboten.
Blütezeit
Juni bis September
Text: Ruth Macauley